Alles so annehmen, wie es ist? Falsch verstandene Kontrollversuche statt Selbstermächtigung

Alles einfach akzeptieren, wie es ist?

Es gibt im Bereich der Persönlichkeitsentfaltung, NewAge oder spirituellen Lehren häufiger den Hinweis darauf, wie man mit unangenehmen Situationen oder überhaupt mit Erfahrungen und Erlebnissen umgehen sollte: "Akzeptiere es, wie es gerade ist". Also, alles so anzunehmen, wie es gerade ist. Was diese Hinweise ausdrücken wollen - bezweifle ich keineswegs. Doch sie können völlig missverstanden werden und in die Handlungsunfähigkeit führen - wenn die Zusammenhänge unbewusst sind. Das durfte ich bei mir feststellen, nachdem ich Konzepten mit diesem Hinweis auf den Leim gegangen bin.

 

Eine äußere (unangenehme) Situation zu akzeptieren, wie es gerade ist, bedeutet aus meiner heutigen Sicht, alle mentalen-emotionalen-körperlichen Widerstände und Abwehrmuster 'dagegen' wahrzunehmen und loszulassen. Damit die notwendige Bewertungs-, Ausdrucks- und Handlungskraft in dieser Situation nicht beeinträchtigt wird. Denn mit jedem Widerstand gegen 'etwas', hält man an dem 'Unangenehmen' fest und man raubt sich dabei die natürliche Lebensenergie, wenn Gefühle/Emotionen unterdrückt werden. Energie, die man ja besonders in unangenehmen Situationen benötigt, um die Dinge entsprechend zu bewerten, zu handeln oder auch nicht. Genau genommen sind die Abwehrmuster eine Abwehr gegen die für uns vorgesehene göttliche Kraft, gegen die natürliche Lebensenergie, so - wie man wirklich gemeint ist.

Versuch der Kontrolle - Selbstermächtigung - Nuancenspiel

Missverständnisse im Umgang mit unangenehmen Erlebnissen und Erfahrungen können entstanden sein, wenn Unklarheit und Vermischungen der Bewusstseinsqualitäten zwischen 'außen' und 'mental-emotional-physisch' vorhanden ist. Wenn man als Kind aus einem Überlebenstrieb heraus 'gezwungen' war, Gefühle und Handlungen/Bewegung zu unterdrücken, um die äußere Situation irgendwie zu kontrollieren. Dieser verständliche Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit kann sich im späteren Leben zeigen, indem man sich in Beziehungen 'übertrieben' anpasst - und Gefühle, Emotionen und körperliche Bewegung unterdrückt. Oder auch, indem man 'übertrieben' mental-emotional-körperlich gegen etwas rebelliert, gespeist von mentalen Vorstellungen, die aus vergangenen (unangenehmen) Erfahrungen entstanden sind. Und dies auf die aktuelle Situation überträgt.

 

Beide Seiten der Medaille werden aus dem Glauben gespeist - das Äußere auf diese Art und Weise kontrollieren zu können und zu wollen. Beide Seiten der Medaille halten in Wahrheit an einer falschen Vorstellung vom Leben fest. Und münden so nicht selten in wiederholenden (auch inneren) Konfliktmustern - ohne eine wirklich Lösung. 

 

Der Hinweis 'alles so zu akzeptieren, wie es ist' zielt darauf, dem Leben angemessen zu antworten und nichts abzuweisen, also zu unterdrücken. Und das schließt mit ein, anderen genau so die Möglichkeit zu überlassen, die eigenen Antworten herauszufinden, was natürlich unterstützende Leistung von Außen nicht ausschließt, wenn man dafür offen ist. Es bedeutet, die eigenen mental-emotionalen und körperlichen Abwehrmuster wahrzunehmen und zu lernen, es aufzugeben. Sodass ein Bewerten und Handeln mehr aus der Mitte heraus geschehen kann, wie es uns und für die momentane Situation im höchsten und besten Sinne möglich ist.

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